Therapeutisches Konzept der Rehabilitation von Erwachsenen nach Cochlea Implantation am BCIC
Das Cochlea Implantat hat sich für ertaubte und hochgradig schwerhörige Erwachsene zur Regelversorgung entwickelt.
Eine derart massive Hörschädigung erschwert im Alltag jede zwischenmenschliche Kommunikation und die Teilhabe an der Gesellschaft. Ständig wechselnde Gesprächssituationen in der Familie und im Beruf erfordern ein hohes Maß an Konzentration und Aufmerksamkeit. Die daraus resultierenden Befindlichkeiten wie Verunsicherung, Stress und Erschöpfung stellen Risikofaktoren für psychische und somatoforme Störungen dar.
Auswirkungen dieser Art zeigen sich besonders bei Patienten, die plötzlich ertauben und über keine Kenntnisse des Absehens vom Mund oder über Hör- und Kommunikationstaktik verfügen.
Um den größtmöglichen Nutzen aus einem Cochlea Implantat zu ziehen, ist daher eine intensive und kontinuierliche Rehabilitation und Nachsorge erforderlich und wird auch von der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie e.V., Bonn, in ihren Leitlinien zu Cochlea-Implantat Versorgung gefordert.
Ziel der Rehabilitation von Erwachsenen nach Cochlea Implantation ist, dass Hören (wieder) selbstverständlicher Bestandteil im Leben der Betroffenen werden soll. Die Kommunikationsfähigkeit und die sprachlichen Fähigkeiten sollen verbessert werden.
Unser Therapiekonzept für Erwachsene gliedert sich im Wesentlichen in drei Bereiche:
1. Audiologische Maßnahmen
2. Hörtherapie und Logopädie
3. Psychotherapeutische Unterstützung / Stabilisierungsmaßnahmen
1. Audiologische Maßnahmen:
- Fortlaufende, individuelle Einstellung des Sprachprozessors
- Standardisierte Testverfahren zur Untersuchung der Hörfähigkeit und des Sprachverstehens
- Technische, audiologische Kontrolle der CI-Systeme
- Anleitung zur Handhabung und Funktionskontrolle
- Erprobung technischer Hilfsmittel an individuellen Einsatzmöglichkeiten
Das Hören mit CI ist für alle Patienten eine völlig neue Wahrnehmungserfahrung, an die es sich erst einmal zu gewöhnen gilt. In der Anpass-Sitzung werden, ausgehend von den Hörempfindungen des Patienten, die bestmöglichen Einstellungen für jeden einzelnen Nutzer individuell programmiert. Aufgrund des Gewöhnungseffekts verändern sich die Hörempfindungen in der ersten Zeit dieses Prozesses relativ schnell, weshalb der Patient gerade in dieser Zeit einer intensiven audiologischen Begleitung bedarf.
2. Hörtherapie und Logopädie
- Differenzierung und Identifikation von Geräuschen, Musik und Sprache
- Training der audiologischen Merk- und Erinnerungsfähigkeit
- Übungen zur rhythmisch-prosodischen Sprachstruktur
- Übungen zur Vokal- und Konsonantenunterscheidung
- Übungen zum Zahlen-, Wort- und Satzverstehen
- Telefontraining
- Sprachverstehen in der Gruppe
- Hörtraining im Störschall
- Sprachverstehen von verschiedenen Tonmedien
- Sprachverstehen bei Dialektfärbung
- Richtungshören bei bilateraler Versorgung
- Hör- und Kommunikationstaktik
- Logopädische Diagnostik und Therapie
Im Mittepunkt steht bei allen therapeutischen Übungen das Bestreben, die individuellen Möglichkeiten des Einzelnen auszuloten und zu verbessern. Dabei gehen wir methodisch vom Leichten zum Schweren, vom Einfachen zum Komplexen.